Die Beschützerin des Lebens
Erläuterung
Diese Erfahrung beabsichtigt, sich mit den Problemen des Körpers auseinanderzusetzen. Sie versucht eine Bejahung des Körpers zu fördern. Es ist auch bekannt, dass die Ablehnung einer Körperzone durch Abwertung derselben schließlich eine Betäubung dieser Körperzone herbeiführt. Der betreffende Punkt wird unempfindlich. Die Folge daran ist, dass alles, was sich auf diese Zone bezieht, schließlich im Geist abgewertet oder durch die Phantasie verformt wird. Die Versöhnung mit dem eigenen Körper ist eine für alle Menschen empfehlenswerte Erfahrung. Wenn man den Köper annimmt, wie er ist, so bedeutet das eine Annäherung an die Wirklichkeit.
Geleitete Erfahrung
Ich treibe auf dem Rücken schwimmend in einer Lagune. Das Wasser hat eine sehr angenehme Temperatur. Ohne Mühe kann ich zu beiden Seiten meines Körpers hinuntersehen. Das Wasser ist kristallklar und es erlaubt mir, bis auf den Grund zu sehen.
Der Himmel ist leuchtend blau. Ganz in der Nähe ist ein Strand mit weichem, fast weißem Sand. Es ist eine Bucht, zu der das Meereswasser ohne Brandung gelangt.
Ich spüre, wie mein Körper ganz gelockert treibt und sich immer mehr entspannt, was mir ein außergewöhnliches Gefühl des Wohlergehens vermittelt.
Ich drehe mich um und beginne, sehr harmonisch zu schwimmen, bis ich den Strand erreiche. Ich verlasse das Wasser mit langsamen Schritten.
Die Landschaft ist tropisch. Ich sehe Dattel- und Kokospalmen; gleichzeitig spüre ich mit Vergnügen die Sonne und den leichten Wind auf meiner Haut.
Plötzlich entdecke ich rechts von mir eine Höhle. In ihrer Nähe schlängelt sich von der Quelle weg ein Bächlein mit klarem Wasser. Als ich näher darauf zugehe, sehe ich in der Höhle eine Frauengestalt. Ihr Kopf ist von einer Blumenkrone umgeben. Ich kann ihre schönen Augen sehen. Ich kann nicht schätzen, wie alt sie ist. Auf alle Fälle erahne ich hinter diesem Gesicht, das Freundlichkeit und Verständnis ausstrahlt, eine große Weisheit. Ich betrachte sie, während große Stille herrscht.
“Ich bin die Beschützerin des Lebens”, sagt sie mir. Scheu erwidere ich ihr, dass ich das nicht recht verstehe. Da sehe ich ein Reh, das ihr die Hand leckt.
Nun lädt sie mich ein, in die Höhle zu kommen und mich in den Sand gegenüber einer glatten Felswand zu setzen. Ich kann sie jetzt nicht sehen, aber ich höre, was sie spricht: “Atme sanft und sage mir, was du siehst”. Ich beginne, tief und langsam zu atmen. Da erscheint auf dem Felsen ein klares Abbild des Meeres. Ich atme ein, und die Wellen bewegen sich auf den Strand zu. Ich atme aus und sie fließen zurück.
Sie sagt mir: “Alles in deinem Körper ist Rhythmus und Schönheit. Schon oft hast du deinen Körper verflucht, ohne zu verstehen, über was für ein wunderbares Instrument du verfügst, um dich in der Welt auszudrücken”. In diesem Augenblick erscheinen auf dem Felsen verschiedene Szenen aus meinem Leben, in denen ich wegen Teilen meines Körpers Scham, Angst und Entsetzen spürte. Ein Bild folgt dem anderen. (*)
Ich fühle mich unbehaglich, als ich verstehe, dass sie diese Szenen auch sieht. Jedoch beruhige ich mich gleich wieder; dann fügt sie hinzu: “Auch in Krankheit und Alter wird dich dein Körper wie ein treuer Hund begleiten, bis zum letzten Augenblick. Verfluche ihn nicht, wenn er deinen Launen nicht antworten kann. Mach ihn inzwischen stark und gesund. Gehe sorgsam mir ihm um, damit er dir immer zu Diensten steht und orientiere dich nur an den Meinungen der Weisen. Ich, die ich durch Jahrhunderte hindurchgegangen bin, weiß wohl, dass sich gerade die Vorstellung von der Schönheit mit der Zeit wandelt. Wenn du deinen Körper nicht als deinen nächsten Freund betrachtest, wird er traurig und krank. Deshalb musst du ihn ohne Einschränkung akzeptieren. Er ist das Instrument, über das du verfügst, um dich in der Welt auszudrücken ... Ich möchte, dass du nun siehst, welche seiner Teile schwach und nicht gesund sind.” In diesem Augenblick erscheint das Abbild dieser Teile meines Körpers. (*)
Nun legt sie ihre Hand auf diese Stelle und ich spüre eine belebende Wärme. Ich empfinde Energiewellen, die sich an diesem Punkt ausbreiten, und ich erlebe ein tiefgehendes Akzeptieren meines Körpers, so wie er ist. (*)
“Achte auf deinen Körper, folge nur dem Rat der Weisen. Quäle ihn nicht durch Unwohlsein, das es nur in deiner Phantasie gibt. Nun gehe fort, voll Lebendigkeit und Frieden”.
Als ich gestärkt und gesund die Höhle verlasse, trinke ich vom kristallklaren Wasser, das mich sehr kräftigt.
Die Sonne und der leichte Wind küssen meinen Körper. Ich gehe durch den weißen Sand zur Lagune hin. Als ich zum Wasser komme, sehe ich für einen Augenblick die Silhouette der Beschützerin des Lebens, die sich freundlich in den Tiefen des Wassers widerspiegelt.
Ich wate ins Wasser hinein. Mein Körper ist wie ein ruhiger Stausee ohne Grenzen. (*)
Empfehlungen
Man soll die Zusammenhänge zwischen den Widerständen, di in der Erfahrung aufgetaucht sind, und den Widerständen, die man im täglichen Leben beobachtet, studieren. Wenn bei dieser Erfahrung oder ihrer Wiederholung die Widerstände überwunden werden konnten, soll man auf die entsprechende Wirkung im täglichen Leben achten.