Der Schlitten
Erläuterung
Die Probleme bei den Fortbewegungen, (um die es in dieser Erfahrung geht) hängen im Allgemeinen mit Schwierigkeiten im Verhalten in der Beziehung Mensch-Umwelt zusammen. Viele Menschen, die von ihren körperlichen Einschränkungen, wie z.B. Schwächen, fehlende Beweglichkeit, Langsamkeit usw. überzeugt sind, sehen diese bei dieser Übung wider gespiegelt. Menschen, die ein extrem stürmisches Verhalten aufweisen, neigen in dieser Übung zur Entwicklung unkontrollierter Bilder. Sie werden ungeduldig, wenn sie die von der Erfahrung vorgeschlagene Geschwindigkeit einhalten sollen.
Geleitete Erfahrung
Ich stehe auf einer breiten, schneebedeckten Ebene. Um mich herum sind viele Leute, die Wintersport treiben. Durch den sichtbar gewordenen Hauch aus meinem Mund, bemerke ich die Kälte, die trotz der glänzenden Sonne herrscht. Ich spüre nur zuweilen kalte Windstösse, die mein Gesicht treffen ... Aber das gefällt mir sehr.
Mehrere Freunde nähern sich mit einem Schlitten. Sie fordern mich auf, einzusteigen und ihn zu lenken. Sie erklären mir, dass er so gut gebaut ist, dass es unmöglich ist, die Kontrolle über ihn zu verlieren ... Also steige ich ein und schnalle mich an. Ich setze meine Sonnenbrille auf und lasse den Motor an, der nun wie ein kleiner Jet pfeift ... Mit dem rechten Fuß gebe ich Gas und das Ding fährt los. Ich lasse los und drücke mit dem linken Fuß. Das Fahrzeug bremst sanft. Dann drehe ich das Lenkrad nach links und nach rechts ohne größere Anstrengung. Dann fahren ein paar Freunde auf ihren Skiern vorbei und rufen laut: “Los komm!” und schon fahren sie in Schwüngen den schönen Berg hinunter.
Ich gebe Gas und fahre sanft los. Ich sehe die schöne, von Schnee und Tannen bedeckte Landschaft, weiter unten einige Holzhütten und in der Ferne ein helles und fruchtbares Tal.
Ich beschleunige die Fahrt ohne Angst und überhole einen der Skifahrer, dann den nächsten und zum Schluss einen dritten. Meine Freunde grüßen mich mit großem Hallo. Ich steuere auf die Tannen zu und weiche ihnen einwandfrei aus. Ich nehme mir vor, die Geschwindigkeit noch mehr zu steigern und drücke voll auf das Pedal. Ich spüre die große Kraft des Motors. Ich sehe die Bäume wie undefinierbare Schatten an mir vorbeifliegen, während der feine Schneestaub zurückbleibt. Der kalte Wind verzieht meine Gesichtshaut und nur mit großer Anstrengung kann ich die Lippen zuhalten.
Ich sehe eine Holzhütte, die beim Näherkommen immer größer wird; an ihren Seiten sind Sprungschanzen. Entschlossen fahre ich auf die linke Schanze zu. Im Nu bin ich auf ihr und schalte den Motor ab, um beim freien Fall einen möglichen Brand zu vermeiden.
Der Schlitten wird emporgeschleudert. Es ist ein gelungener Flug. Ich höre das Sausen des Windes, während ich Hunderte von Metern hinunterfalle ...
Ich falle dem Schnee entgegen. Mein Fallwinkel gleicht vollkommen dem des Berges, so dass ich den Boden ganz sanft berühre. Ich lasse den Motor wieder an, beschleunige, und nähere mich dem Tal.
Allmählich bremse ich meinen Lauf und nehme die Sonnenbrille ab. Langsam fahre ich auf einen Hotelkomplex zu, von dem aus mehrere Lifte nach oben führen, die die Skifahrer hoch tragen.
Anschließend fahre ich auf ein ebenes Gelände. Vorne rechts erblicke ich eine schwarze Öffnung, die wie die Öffnung eines Eisenbahntunnels aussieht, auf die ich nun langsam zusteuere, indem ich durch Pfützen aus geschmolzenem Schnee fahre. An der Tunnelöffnung vergewissere ich mich, dass keine Autospuren oder Eisenbahnschienen da sind. Trotzdem denke ich, dass hier große Lkws fahren könnten oder dass der Tunnel eine Garage für Schneeräumer sein könnte.
Wie dem auch sei, ich fahre langsam in den Tunnel hinein, der schwach beleuchtet ist. Ich schalte den Scheinwerfer ein und sein Lichtstrahl lässt mich einen mehrere hundert Meter langen, geraden Weg sehen. Ich gebe Gas. Der Motor brummt und die Echos vermischen sich. Ich fahre immer schneller. Vorne ist eine Kurve und ich bremse nicht, sondern beschleunige die Fahrt, so dass ich nun ohne Schwierigkeiten auf der Tunnelwand fahre. Nun geht es wieder abwärts und dann kommt eine Kurve nach oben. Der Tunnelweg beschreibt eine Spirale wie eine Schlange oder eine wundersame Feder.
Ich gebe Gas, fahre hinab und wieder hinauf und bemerke, dass ich auf der Tunneldecke fahre; dann fahre ich wieder hinunter und geradeaus weiter. Ich bremse leicht und bereite mich auf eine achterbahnähnliche Fahrt vor. Die Neigung ist stark, ich beginne hinunterzufahren und gleichzeitig zu bremsen. Die Fahrt verlangsamt sich und nun sehe ich, dass der Weg auf einer schmalen Brücke weitergeht, die ins Leere geht. Zu beiden Seiten der Brücke herrscht tiefste Dunkelheit. Ich bremse weiter und nehme den waagerechten Brückenweg, der nicht breiter als der Schlitten ist. Doch ich fühle mich sicher, denn die Konstruktion ist sehr stabil. Als ich so weit sehe wie der Lichtstrahl reicht, erscheint mir die Brücke wie ein gespannter Faden, der durch eine große Entfernung von allem getrennt ist. (*)
Die Wirkung der Situation interessiert mich. Ich halte das Fahrzeug an und beginne, ohne Anstrengung mir verschiedene Gefahren vorzustellen: Die Brücke bricht zusammen und ich stürze ins Leere; dann stelle ich mir eine Riesenspinne vor, die auf ihrem seidenen Faden auf mich zukriecht, als wäre ich eine kleine Fliege. Zum Schluss stelle ich mir einen gewaltigen Zusammenbruch vor und riesige Fangarme, die aus der dunklen Tiefe heraufkommen. (*)
Obwohl die Szenerie gespenstisch ist, merke ich, dass ich genügend innere Kraft habe, um diese Ängste zu überwinden. Also versuche ich nochmals, mir irgend etwas Ungeheuerliches und Gefährliches vorzustellen und gebe mich diesen Gedanken hin. (*)
Der Trancezustand ist überwunden und durch die mir auferlegte Prüfung fühle ich mich mit neuen Kräften gestärkt. Also lasse ich den Motor wieder an und gebe Gas. Ich verlasse die Brücke und gelange wieder an einen Tunnel, der dem ersten ähnelt. Schnell fahre ich eine lange Steigung hinauf und glaube, dass ich mich dem Ausgang nähere.
Tatsächlich sehe ich nun das zunehmende Tageslicht vor mir. Geradeaus fahre ich vom Tunnelausgang zum offenen Gelände des Hotelkomplexes.
Ich fahre sehr langsam, da ich den Leuten ausweichen muss, bis ich die andere Seite des Geländes erreicht habe, wo sich die Skipisten befinden.
Ich setze die Brille auf und gebe Gas, um denselben Weg bergauf zu fahren, den ich vorher hinuntergefahren bin. Oben ist die breite Ebene vom Anfang ... ich fahre immer schneller, immer schneller ...
Ich fahre den Berg mit derselben enormen Geschwindigkeit hinauf, wie bei der Abfahrt. Die Hütte mit den Sprungschanzen kommt näher, nur steht diesmal eine senkrechte Mauer im Wege. Ich fahre links herum, weiche dem Hindernis aus und fahre dann weiter hinauf, bis ich an den Schanzen vorbei bin.
Wie undefinierbare Schatten gleiten die Tannen an mir vorbei, während feinster Schneestaub zurückbleibt.
Vor mir sehe ich meine drei Freunde, die mich grüßen. Ich fahre um sie herum und eile weiter hinauf. Ich bin auf der Ebene angelangt. Ich fahre im Kreis und bremse gleichzeitig, bis das Fahrzeug stehen bleibt. Ich schalte den Motor aus und nehme die Brille ab. Ich schnalle den Sicherheitsgurt ab und steige aus, vertrete mir etwas die Beine und strecke dann den Körper, der kaum ausgekühlt ist. Wenn ich den herrlichen Berghang hinunter schaue, sehe ich die Tannen, etwas weiter die Hütten und das Tal. Unscharf kann ich noch den Hotelkomplex erkennen.
Ich spüre die reine Luft und die Wirkung der Gebirgssonne, die meine Haut bräunt.
Empfehlungen
Beobachten ob es im täglichen Verhalten einen Zusammenhang mit den Problemen bei den Fortbewegungen in der Erfahrung gibt. Man sollte auch beobachten. ob diese sich verändern, wenn man bei Wiederholungen der Übung die Widerstände überwindet.