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  • AutorenbildTenetor

Prinzip des Vergnügens

Aktualisiert: 7. Juni 2023

"Wenn du dem Vergnügen nachjagst, fesselst du dich ans Leiden.

Solange du jedoch deiner Gesundheit nicht schadest, genieße unbefangen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet."


Dieser Grundsatz sagt, dass es absurd ist, der eigenen Gesundheit durch übertriebene oder schädliche Genüsse zu schaden. Er besagt auch, dass die Ablehnung des Genusses ebenfalls Leiden hervorruft und Genuss in Verbindung mit einem Schuldgefühl auch schadet. Die Jagd nach Genuss oder seine Ablehnung wird immer von Leiden begleitet. Es geht darum, den Genuss nicht zu suchen, sondern es einfach nur zu genießen, wenn die Umstände es ermöglichen.


Im Alltag erleidet man viele Unannehmlichkeiten. Jemand der anrufen wollte, hat dies nicht getan. Der Zug kam nicht pünktlich, usw. Es gibt Momente, in denen man sich unsicher oder isoliert fühlt, kurz, man braucht dann etwas Wohltuendes, etwas das einen aus der monotonen Existenz reißt, denn man würde sich gerne von diesen Spannungsgefühlen befreien! Es tauchen Bilder auf, die spannungsentladend wirken:

Eine Person hat das Bild einer Eistüte vor sich. Also verlässt sie eilig ihre Wohnung und geht zur nächsten Eisdiele. Als sie ankommt ist die Eisdiele zu! Frustration! Jetzt hat sie zwei Möglichkeiten, entweder sie wird böse auf sich selbst, weil sie nicht früher losgegangen ist oder auf den Geschäftsinhaber, weil der so früh schließt. Zorn! Also geht sie mit weniger Energie nach Hause zurück. Sie will mit niemandem sprechen und sie setzt sich vor den Fernseher. Vielleicht fühlt sie sich nach einer Zeit vorm Fernseher etwas schuldig, weil sie soviel Zeit vor der Klotze verbracht hat. Sie möchte diesen Zustand verlassen und fängt an den Weg der Vorwürfe zu verlassen. Dann erreicht die Person wieder ihre normale Tendenz und mit neuer Energie sucht sie einen weiteren Traum, der ihr Genuss bringen könnte...


Aber vor der geschlossenen Eisdiele gab es noch eine dritte Alternative: Wenn der Wunsch nach Genuss nicht so intensiv wäre, könnte man die Tatsache, dass der Laden zu war, ruhiger aufnehmen und nach Hause zurückgehen um etwas Produktives zu tun.

Gut, dies ist ein kleines Beispiel für einen kleinen Genuss... Sicherlich wir können uns alle an bedeutendere Fälle erinnern: ein neues Haus, ein neues Auto, einer Person die wir versuchen zu erobern oder zu verführen, usw. Aber was geschieht, wenn man den Genuss erreicht hat und es eine momentane Entspannung gibt? Dann verbleiben wir mit einem Gefühl der Leere. Dies ist eine andere Form des Leidens.


Was geschieht aber andererseits, wenn man vor dem Fernseher sitzt und jemand bietet einem eine Eistüte an, die man ablehnt, und man dann andauernd daran denkt, ob man sie hätte annehmen sollen oder nicht.


Wir müssen uns anschauen, welche Funktion der Genuss in unserem Leben spielt; wir können auch versuchen zu bestimmen, was eine Gelegenheit ist und was nicht.


Die Ablehnung fesselt den Geist ebenso wie das Jagen nach dem Genuss: Es gab Epochen in unserer Geschichte, in denen alles Schöne und Genussvolle abgelehnt wurde (wie im europäischen Mittelalter) und das waren natürlich Momente in denen die Vernunft blockiert wurde und das Schlimmste im Menschen auftauchte. Das gleiche geschah in den hedonistischen Momenten – es entstand das gleiche Verdunkeln des Verstandes und der Schönheit.


Was ist der Genuss? Er ist einfach ein Indikator dafür, dass wir einige Spannungen entspannt haben. Wenn man hungrig ist, hat man ein unangenehmes Gefühl im Magen. Wenn man isst, genießt man. Das Problem des Genusses liegt darin, dass wir versuchen ihn solange wir können zu behalten. Darin besteht die große geistige Falle des Menschen.


Aber wenn man versucht den Genuss zu behalten oder ihn sucht, spannt man sich an! Abhängig davon wie die begleitenden inneren Zustände sind, beginnt man sich über sich selbst oder andere zu ärgern. Der Genuss hat grundsätzlich mit Loslassen zu tun, seine Spannungen loszulassen. Damit der Genuss andauert, sollte man nicht versuchen ihn zu behalten, sondern noch mehr loslassen!

Wann ist der „richtige" Augenblick? Nun das ist sehr trügerisch. Wir müssen auch die anderen Grundsätze bedenken. Ich denke der Moment zeigt sich, wenn ich mich in einem inneren Zustand der Freiheit befinde. Wenn es für mich zum Beispiel egal ist, ob ich diese Eistüte esse oder nicht esse, dann ist der Moment angemessen.


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