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Beispiele - Grundsatz der Anpassung

Aktualisiert: 8. Jan. 2023


"Wenn man sich der Entwicklung der Dinge entgegenstellt,

geht man gegen sich selbst vor.”


Schauen wir uns noch ein paar Beispiele an. Ich bin sicher wir sind alle schon mal auf eine Feier gegangen mit der Erwartung dort interessante Gespräche zu führen. Die Feier war jedoch dann alles andere als das Erwartete. Die Gäste wollten nur oberflächliche Gespräche führen.

Wenn wir in solchen Fällen anpassungsfähig sind, dann gesellen wir uns einfach dazu. Wenn nicht, kann es sein, dass wir sehr frustriert werden, weil wir uns gegen die Entwicklung der Dinge stellen. Vielleicht versuchen wir den Gesprächen ein höheres „Niveau“ zu geben mit dem Ergebnis, dass die Leute sich immer unbehaglicher mit uns fühlen werden.

In unseren persönlichen und intimsten Beziehungen können wir diesen Grundsatz ganz einfach erkennen. Wenn man mit jemandem lange Zeit lebt, ob verheiratet oder nicht, dann bin ich sicher erlebt man Momente, in denen man fühlt die Beziehung muss sich verändern. Man kann alte Verhaltensvorbilder, die einmal gut funktioniert haben, nicht mehr benutzen. Wenn man unter diesen Umständen entwicklungsgemäß vorgegangen ist, wurde die Beziehung interessanter, näher und freier. Geht man gegen die Entwicklung der Dinge, endet das Ganze vielleicht mit Sätzen wie: „wieso kann es nicht mehr sein, wie es einmal war“ etc. Viele Beziehungen gegen kaputt oder werden unangenehm, wenn die Leute die Schwierigkeiten des Übergangs nicht überwinden können. Einige Paare halten aneinander fest auch wenn es entwicklungsgemäß wäre sich zu trennen. Auf dem Gebiet der Technologie wird dieser Grundsatz jeden Tag deutlich. Eine Firma die weiterhin, längst aus der Mode gekommene Methoden verwendet ist aus dem Geschäft. In der Politik verlieren jene, die ihre reaktionären Ideen aufgezwungen haben über kurz oder lang ihr Ansehen und müssen ihre Posten abgeben. Ich bin sicher, wir können alle Beispiele aus allen alltäglichen Bereichen, von der Kunst bis zur Mode, aufzählen und auch aus unseren ach so schnell wechselnden Institutionen.

Einige Leute könnten nun meinen: „sich der Entwicklung der Dinge entgegenstellen bedeutet gegen sich selbst vorzugehen“ heißt sich immer der Mehrheit anzuschließen, „mit dem Strom zu schwimmen“ und „in“ zu sein in allem was das „heute“ so bringt. Dem ist nicht so. Entwicklung bedeutet Wachstum, Ausdehnung und Erweiterung der Möglichkeiten und manchmal geht die Mehrheit genau in die entgegengesetzte Richtung.

Gelegentlich geht eine ganze Gesellschaft in eine der Entwicklung entgegengesetzte Richtung (das Nazideutschland ist ein Beispiel). Manchmal können die eigenen Freunde, Arbeitskollegen oder Verwandten gegen die Entwicklung gehen. Wir müssen nicht mit diesen „Strömungen“ schwimmen. Der ganze Prozess ist zwar in Bewegung und verändert sich, er kann sich aber ebenso rückwärts wie vorwärts bewegen.

Dies geschieht sowohl im täglichen Leben als auch in den globalen Prozessen unseres Lebens. Wenn wir diesen Grundsatz gut handhaben, können wir von einer Lebensphase in die nächste übergehen und uns dabei immer verändern, ausdehnen, mit einer wachsenden Unabhängigkeit, mit mehr Frieden mit unserer Umgebung, uns selbst, unserer Vergangenheit und mit unserer zukünftigen Richtung. Dann sterben wir weder in der Vergangenheit, noch bleiben wir in einer Phase stecken.

Wenn wir alte Freunde treffen sagen wir manchmal Sachen wie: „Jose, alter Freund, du hast dich seit unserer Jugend überhaupt nicht verändert!“ Oder wir schauen uns unseren alten Freund Juan an, der jetzt vierzig Jahre alt ist und sich bisher auch so benommen hat. Aber eines Tag fängt er an sich wie ein Zwanzigjähriger zu benehmen - er benimmt sich und kleidet sich wie ein Zwanzigjähriger und will nur junge Mädchen haben- Juan hat einen Rückschritt gemacht, er ist nicht imstande eine biologische Etappe zu überwinden und in die nächste überzugehen.

Manchmal ist es vielleicht schwierig festzustellen in welche Richtung sich eine Situation oder ein besonderer Prozess entwickelt. Wenn wir aber im persönlichen Leben eine Lebensphase wechseln ist es relativ einfach die Richtung zu sehen, in die sich die Dinge entwickeln, denn unsere körperlichen Charakteristiken, wie auch die Beziehungen zu unserer Umgebung verändern sich gleichzeitig und unbestreitbar mit.

Nehmt nur das Beispiel von Eltern, die darauf bestehen ihre Kinder weiterhin wie Kinder zu behandeln, selbst wenn sie schon vierzig sind, selbst ein zu Hause und Kinder haben! Diese Eltern gehen gegen sich selbst vor und isolieren sich von ihren Kindern.

Aber es gibt viele Gelegenheiten in denen wir nicht wissen in welche Richtung die Sachen gehen und welche unsere entwicklungsgemäße Antwort wäre. Diese Schwierigkeit taucht auf wenn wir Lebensentscheidungen treffen müssen, wie ein Arbeitsplatzwechsel, Berufswechsel, Partnerschaftswechsel, um nicht von der Veränderung im eigenen Lebenssinn zu sprechen. Ich habe eine praktische Methode entdeckt: die Entscheidung ist entwicklungsgemäß wenn man nicht mehr weiter über sie nachdenken muss.



Ein Freund von mir aus Boston war Systemanalytiker in einer Firma und dort bereits seit vielen Jahren beschäftigt. Die Arbeit und auch seine Arbeitskollegen gefielen ihm, er wurde gut bezahlt und erhielt viele weitere Vergünstigungen. Aber mein Freund fühlte das Bedürfnis einige Zeit zu reisen und den Rest der Welt zu sehen. Er wusste er konnte nicht ein paar Jahre reisen und dann wiederkommen, also musste er sich zwischen der sicheren Arbeit und einer unsicheren Zukunft entscheiden.

Die Zeit in der er versuchte eine Entscheidung zu treffen war schwierig und er hat viele Stunden lang immer wieder eine Katharsis zu dem Thema bei seinen Freunden gemacht. Nach vielem Hin und Her und nach vielen schlaflosen Nächten entschloss er sich schließlich zu kündigen. Er fühlte sich wirklich gut mit der Entscheidung. Aber als er sie seinen Vorgesetzten mitteilte boten sie ihm mehr Gehalt und mehr Freistunden. Das verwirrte meinen Freund wieder. Er dachte vielleicht sollte er noch etwas bleiben, Geld sparen und mehr Erfahrungen sammeln.

Das alles spukte in seinem Kopf herum, bis er sich erneut entschied zu kündigen. Bei dieser Gelegenheit hat der Vizepräsident der Firma ihm eine viel attraktivere Arbeit angeboten, bei der er ganz sein eigener Chef sein konnte. Dieses mal war das Angebot verlockender und er nahm es an. Nach einer kurzen Zeit jedoch fing er wieder an sich zu fragen ob er das Richtige getan hat. Schließlich verließ er die Firma ohne darauf zu achten, was sie ihm bietet. Wie er sagt, hat er nie wieder daran gedacht und wurde sehr glücklich mit der Entscheidung zu gehen.

Unsere Arbeit aufzugeben ist natürlich nicht in jedem Fall entwicklungsgemäß. Für einige Leute, bei einigen Gelegenheiten ist es besser gar nichts zu tun. Die Entwicklung bezieht sich auf den Prozess, der verschiedene Momente und verschiedene Notwendigkeiten besitzt. Es ist nicht entwicklungsgemäß einem Baby ein Stück Fleisch zu geben, einem Erwachsenen jedoch schon. Es ist nicht entwicklungsgemäß zu erwarten, dass ein Teenager, der noch lernt wie er sich in der Gesellschaft bewegen muss, genauso verantwortlich für die Dinge ist wie ein Erwachsener. Für jemanden, der viele Tage lang nichts gegessen hat wären diese Bemerkungen hier alle sinnlos, denn er müsste erst einmal ein Grundbedürfnis befriedigen und etwas essen. Später dann kann es entwicklungsgemäß für ihn sein sich über dieses Thema hier Gedanken zu machen.

Ich würde euch gerne von einem sehr guten Freund erzählen, heute ist er einer unserer Lehrer. Mit 24 Jahren hatte er sein Studium abgeschlossen, er hatte viele Frauen kennen- und liebengerlernt; er hatte ein paar Abenteuer mit Geschäften hinter sich, er war gereist. Außerdem hatte er sich an verschiedenen sozialen und religiösen Bewegungen beteiligt und bei jeder dieser Gelegenheiten hat er etwas aus der jeweiligen Erfahrung gelernt. Hauptsächlich hatte er gelernt sich keine Illusionen über diese Aktivitäten zu machen- geschweige denn zu glauben sie würden ihn glücklich machen-. Er hatte gelernt was er nicht tun sollte, nämlich nicht das was seinem Leben auf keinen Fall einen Sinn geben würde.



Es kann sein, dass alle diese Erfahrungen in dem jeweiligen Moment notwendig und angemessen waren. Hätte er sich als Student für das Geschäftsleben interessiert, wäre er gegen sich selbst vorgegangen. Später hat das Studium für ihn an Bedeutung verloren. Mein Freund kam schließlich zu der Schlussfolgerung, dass für ihn nichts wichtiger sei als daran zu arbeiten sich selbst zu verändern und positive Veränderungen in der Welt zu erreichen.

Manchmal fällt es uns schwer zu sehen, dass eine Sache in einem Moment gut und im nächsten schon nicht mehr gut sein kann. Denn wir wünschen uns alles Angenehme möge für immer andauern und die Dinge sollten grundsätzlich gleich bleiben. Aber das geht gegen diesen fundamentalen Grundsatz des Lebens. Mehr noch als es intellektuell zu verstehen können wir es auch in unserem eigenen Leben fühlen.

Lasst mich noch von jemandem erzählen, von einer Frau, Ende dreißig, 15 Jahre verheiratet mit drei wunderbaren Kindern. In den letzten fünf Jahren war die Kommunikation zwischen ihr und ihrem Mann sehr spärlich. Außerdem hatte sie einen Liebhaber. Die Situation zu Hause wurde für sie unerträglich, da sie einen totalen Mangel an Zuneigung und Kommunikation mit ihrem Mann fühlte, der beiläufig sehr höflich zu ihr war und wenig von ihr forderte. Sie wusste diese Beziehung musste beendet werden, aber es fiel ihr sehr schwer sich damit abzufinden nach so vielen Jahren, die sie mit ihrem Mann verbracht hatte. Von außen sah die Partnerschaft immer noch perfekt aus. Da sie aber gehen und kommen konnte wie es ihr beliebte, dachte sie, vielleicht kann sie den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Aber es gab keinen Frieden in ihrem Geist, bis sie sich schließlich entschied von ihrem Mann die Scheidung zu verlangen. Das Ergebnis war er fühlte sich freier, da die Situation für ihn auch keineswegs angenehm war.

In anderen Beziehungen könnte die Kommunikation wieder einsetzen und die Partner könnten zusammen bleiben. Keine Lösung ist besser als die andere. Manchmal können Menschen sich im Laufe ihres ganzen Lebens in ein und dieselbe Richtung entwickeln und in andern Fällen nur eine kurze Zeitspanne lang.

Wie könnte man diesen Grundsatz am Besten in seinem Leben anwenden? Versuchen sie erst einmal zu schauen in welche Richtung sich ihre Umgebung und sie entwickeln, das heißt wohin gehen sie und gehen sie in eine sich ausdehnende und wachsende Richtung. Treffen sie eine Entscheidung und wenn sie dann nicht wieder darüber nachdenken müssen, dann haben sie diesen Grundsatz befolgt. Um das Thema noch besser zu verstehen, gibt es noch ein paar Übungen.

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